Kunstvoll verbunden – Gemeinsam in Farbe

25. Juli bis 03. August 2025 

Der Kunstverein Offenburg zeigt zum ersten Mal in seiner Geschichte Kunst von Menschen mit Beeinträchtigungen in einer 10-tägigen Sonderpräsentation. Die Lebenshilfe Offenburg-Oberkirch e.V. und die Diakonie Kork setzen sich beide für die Unterstützung und Förderung von Menschen mit geistigen, körperlichen und psychischen Beeinträchtigungen ein. Sie begleiten Erwachsene auf ihrem Weg zu mehr Teilhabe am gesellschaftlichen Leben durch individuelle Angebote, Bildung und vielfältige Möglichkeiten zur persönlichen Entwicklung. In diesem inklusiven Kunstprojekt begegneten sich diese zwei Einrichtungen für Menschen mit Beeinträchtigung in einem gemeinsamen kreativen Prozess. Über Farben, Formen und Materialien entstand ein lebendiges Miteinander voller Ausdruckskraft.


Raum 1

In diesem Raum begegnet Ihnen der Kern unseres Projekttitels in lebendiger, farbenfroher Form. 
Auf drei Leintüchern, haben alle Künstlerinnen und Künstler gemeinsam gemalt – Schicht für Schicht, Farbe für Farbe. Die Verwendung ausrangierter Textilien steht bewusst für Nachhaltigkeit und Upcycling:
Aus scheinbar Unbrauchbarem wurde etwas Neues, Wertvolles geschaffen. Die bemalten Leintücher erzählen nicht nur von kreativer Wiederverwertung, sondern auch vom Verbindenden des gemeinsamen Schaffens, jedes Werk ein Ausdruck von Vielfalt, Zusammenhalt und künstlerischer Begegnung

Gegenüber hängen drei Bilder in verschiedenen Grüntönen, gemalt von einer Künstlerin, die keine aktive Sprache hat. Doch ihre Werke sprechen für sich: In ruhigen, harmonischen Farbverläufen entfaltet sich eine stille Poesie, die tief berührt. Diese Arbeiten stehen exemplarisch für das, was Kunst leisten kann: Sie gibt Raum für Individualität, macht innere Welten sichtbar und verbindet jenseits gesprochener Worte.


Raum 2

In diesem Raum erwartet Sie eine ganz besondere Präsentation: Kleine Enkaustik-Bilder, also mit heißem Wachs gestaltete Kunstwerke, hängen an der Wand. Ein verspielter, beinahe alltäglicher Rahmen für diese außergewöhnliche Technik. Die Enkaustik-Malerei fordert Geduld, Intuition und Mut zur freien Form. Jede Künstlerin und jeder Künstler konnte mit Farbe, Wärme und Bewegung experimentieren. Das Ergebnis sind individuelle Miniaturen voller Struktur, Tiefe und Ausdruck.

Andrea arbeitet in einem klar strukturierten, selbstbestimmten Prozess. Aus Zeitungspapier, das sie sorgfältig zerkleinert und mit Kleister bearbeitet, formt sie reliefartige Bildflächen. Jedes Element wird bewusst platziert – bis für sie ein stimmiges Gesamtbild entstanden ist. 
In einem zweiten Schritt folgt die malerische Gestaltung. Mit den Händen trägt Andrea die von ihr gewählten Farben auf, tupft, wischt und bewegt das Bild, bis es ihrer Vorstellung entspricht. Ihre Farbwahl variiert – an manchen Tagen greift sie zu hellen, an anderen eher zu dunklen Tönen. So entstehen Werke, die stets neue Facetten ihrer Arbeitsweise zeigen. Jedes Bild erzählt von einem eigenständigen Prozess – geprägt von Materialerfahrung, klaren Entscheidungen und einem unverwechselbaren künstlerischen Ausdruck.

Hier begegnet Ihnen ein Künstler, der mit jeder Bewegung Farbe zum Klingen bringt. 
Klaus Häfners Werke entstehen aus voller Kraft, aus dem Moment heraus – dynamisch, lebendig, unmittelbar. Auf den Leinwänden entfaltet sich ein Spiel aus Linien und Farbimpulsen, das spürbar macht, was ihn bewegt. Jeder Strich trägt die Handschrift eines Menschen, der mit Hingabe malt. 
Seit 2017 ist Klaus Teil der Kunstgruppe der Heilpädagogischen Förderung in Kork. Hier fand er nicht nur seine künstlerische Ausdrucksform, sondern auch ein Umfeld, dass ihn trägt und inspiriert. Seine Bilder zeigen: Kunst braucht keinen Plan – nur Offenheit, Mut und Freude am Schaffen. Die verwendeten Materialien folgen einem klaren Prinzip: alles kann Kunst sein. So entstand aus spontanen Gesten ein vielschichtiges Ganzes – berührend, wild, kraftvoll. Es ist Kunst, die aus dem Inneren kommt.


Raum 3

Die runden Formen und kräftigen Farbflächen wurden mit Stempeln gesetzt und füllen das Papier wie eine erlebte Geschichte.

Simone Burr

ist als Künstlerin fest in der Kunstwerkstatt-Gruppe verankert. Mit ihrem ganz eigenen, ausdrucksstarken Stil verleiht sie ihren Werken eine besondere Note. Ihre Kunst entsteht in einem fantasievollen Prozess, bei dem sie ihre persönlichen Vorstellungen und Ideen kreativ umsetzt. Bevorzugt arbeitet sie mit verschiedenen Stiften – insbesondere mit Holz- und Filzstiften. Die hier präsentierten Arbeiten entstanden mit Bleistift und wurden anschließend mit einer zarten Lasur aus Pflanzenöl veredelt


Raum 4

In diesem Raum entfalten Bilder auf schwarzem Papier ihre ganze Strahlkraft: Mit Neon- Acrylfarben gemalt, zeigen sie intensive Kontraste, klare Linien und kraftvolle Formen. Die Farben wirken wie Energieausbrüche – dynamisch, lebendig und voller Ausdruck. Die Werke erzählen von innerer Bewegung, vom Mut zu Klarheit und von spontaner Kreativität. Manche scheinen zu explodieren, andere bleiben in sich ruhend, doch alle vereint eine starke visuelle Sprache. Ohne zusätzliche Effekte entsteht hier eine Tiefe, die aus der Dunkelheit selbst heraus zu leuchten scheint. Dieser Raum steht für die unmittelbare Wirkung von Farbe, für Direktheit und Authentizität. Ein Ort, an dem Schwarz nicht zurückhält, sondern hervorbringt.


Raum 5

Betreten Sie einen Raum, in dem Licht und Farbe eine ganz eigene Verbindung eingehen. Die hier gezeigten Bilder, ebenfalls mit Neon-Acryl auf schwarzem Papier gemalt, beginnen unter Schwarzlicht regelrecht zu leuchten. Farben verwandeln sich in flirrende Lichtspuren, Konturen werden vibrierend, Flächen pulsieren wie von innen heraus. Das Schwarzlicht offenbart eine zweite Ebene dieser Werke, etwas, das im normalen Licht verborgen bleibt. Es entsteht eine fast magische Atmosphäre, in der Farbe nicht nur gesehen, sondern gespürt wird. Dieser Raum lädt ein zum Staunen, zum Verweilen in einer anderen Realität. Ein sinnliches Erlebnis, das die Grenzen zwischen Malerei und Lichtinstallation verschwimmen lässt.


Raum 6

Ein Projekt, das doppelt inklusiv ist: 2024 haben Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam das Kinderbuch „Wabi Sabi mit Wasabi“ gestaltet. Es erzählt die Geschichte eines kleinen Meerrettichs, der von einem Wasabi erfährt, warum das Unperfekte so schön sein kann. Mit Humor, Fantasie und kreativen Illustrationen bringt Herr Wasabi die japanische Philosophie des ‚Wabi Sabi‘, also von der Schönheit, die im Unperfekten liegt, kindgerecht näher. Geschichten haben eine unglaubliche Kraft: Sie lassen in unseren Köpfen traumhafte Bilder entstehen und prägen Weltbilder – manchmal für ein ganzes Leben“, so die Macherinnen und Macher des Buches. Mit „Wabi Sabi mit Wasabi“ wollen wir nicht nur eine zauberhafte Geschichte erzählen, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Inklusion leisten.


Raum 7 & 8

Frau Levai arbeitet als Künstlerin fest in der Kunstwerkstatt-Gruppe. Besonders ausdauernd und mit viel Hingabe arbeitet sie täglich an neuen Projekten. Über die künstlerische Arbeit findet sie einen Ausgleich und kommt über das Malen zur Ruhe. Sie hat ihren eigenen, unverwechselbaren Stil entwickelt und ist im Laufe der Jahre viel offener geworden. Sehr gerne arbeitet sie mit den Händen, was ihren Bildern einen unverwechselbaren Charakter verleiht.